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Monatstreff März 2021 - Jan Tischhauser

Panathlon Zürichsee-Oberland goes virtual. Da nach wie vor keine persönlichen Treffen möglich sind, trafen sich die Mitglieder für den März-Treff im Internet. Jan Tischhauser, ehemaliger Nationaltrainer und FIS-Renndirektor berichtete über seine Trainerlaufbahn über vier Kontinente hinweg.

Skilehrer in aller Welt

In seinen Ausführungen konzentrierte sich Jan Tischhauser auf Erlebnisse aus der Zeit vor Übernahme des Cheftrainerpostens in der Schweiz und der anschliessenden Tätigkeit als FIS-Renndirektor, da diese frühen Engagements in der Öffentlichkeit kaum bekannt sind.

Die erste Trainerstation führte Jan Tischhauser 1972 bis 1973 in den Libanon. Er war damals als Geomatiker tätig und beabsichtigte eigentlich, ans„Tech“ in Basel zu gehen. Innerhalb von Stunden entschied er sich jedoch, das Angebot der Leitung der Ski-Schule „Faraya Sporting Club“ anzunehmen. Diese befand sich in einem kleinen Resort. Es war eine abentuerliche Zeit. So fand einmal unmittelbar über dem Skigebiet während eines Konditionstrainings ein Luftkampf zwischen libanesischen und israelischen Kampfjets statt, bei welchem zwei Flugzeuge in unmittelbarer Nähe abstürzten. Die Athleten kommentierten das Ereignis nüchtern mit „Welcome to Lebanon“. Einige Zeit später erlebte Jan in Beirut den Start des Bürgerkrieges, worauf er das Land umgehend verliess. Das Engagement im Libanon war damit beendet.

Die nächste Aufgabe führte Jan in den Westen der USA (1973 bis 1977). Er war in Mammoth Mtn. (CA) als Skilehrer und Trainer tätig. Hier konnte er einige Prominente unterrichten und kennen lernen. So kam es zum Beispiel, dass sich Jan plötzlich an derselben Party wie Bob Dylan wiederfand. Ein Dialog kam jedoch nicht zustande, weil Bob Dylan viel  zu „verladen“ war, um zu kommunizieren.

Noch während der Zeit in Amerika ging es im Sommerhalbjahr immer wieder nach Neuseeland. Zuerst arbeitete Jan als Skilehrer und Stützpunkttrainer auf der Nordinsel (1973 bis 1976). Alle Skilehrer wohnten im fünf Sterne Hotel des Skigebietes. Am Ende der ersten Ski-Saison fand direkt im Skigebiet ein Vulkanausbruch statt. Da es während einer Saison kein Schnee gab, arbeitete Jan für einmal als Kellner in einem fünf Sterne Hotel.

Nationaltrainer in Neuseeland und Australien...

1977 wurde Jan dann zum Nationaltrainer von Neuseeland berufen. Das Team weilte im europäischen Winter jeweils in Wald im Zürcher Oberland. Hier kümmerte sich Jan um praktisch alles. Eine Episode ist ihm noch in bester Erinnerung: unmittelbar vor dem Rückflug nach Neuseeland machte das Frauenteam auf dem Weg an den Flughafen noch einen Ausflug an die Bahnhofstrasse in Zürich. Plötzlich erhielt Jan einen Anruf von der Stadtpolizei, weil eine Athletin - notabene aus wohlhabenden Verhältnissen - in einem noblen Warenhaus im grossen Stil gestohlen hatte und nun der Justiz zugeführt werden sollte. Mit viel zureden schaffte es Jan, die Polizei von diesem Vorhaben abzubringen, so dass das Team den Flug gerade noch erwischte. Anstatt Dank erhielt er aus Neuseeland jedoch Vorwürfe von den Eltern der Athletin, weil er angeblich die Tochter nicht unter Kontrolle gehabt hätte.

Nächste Station war Australien, wo Jan zwischen 1979 und 1984 als Cheftrainer/Alpin Direktor tätig war. Steven Lee war hier der talentierteste und erfolgreichste Athlet. Da Jan dem Schweizer A-Nationalteam in dieser Zeit jeweisl einen Trainingsaufenthalt in Australien ermöglichte, durfte Steven Lee als Gegenleistung jeweils in der Schweiz mit dem Schweizer Team trainieren. Bald wurde er von Karl Freshner jedoch unter dem Vorwand, dass es im Hubschrauber zuwenig Platz war, wieder ausgeladen. Nachträglich stellte sich heraus, dass Steven Lee aus Freshners Sicht schlicht zu gut war.

...und in Frankreich

Nach zwanzig Jahren immer nur Winter (Jan kehrte im Winter häufig nach Europa zurück) wollte er wieder in Europa tätig werden und entschied sich für ein Angebot aus Frankreich, wo er von 1984 bis 1988 als National-Trainer (Herren A/Super G) tätig war. Die situation war zunächst speziell. Die Fahrer hatten alle Fix-Löhne. Sie kamen zumeist aus Ski-Destinationen und waren deshalb konditionell nicht so stark. Weiter stellte Jan schnell fest, dass es den Service-Leuten an Wissen fehlte. Dazu kam, dass anfangs nur mit französischen Skis gefahren werden durfte. Mit einigem Aufwand gelang es Jan, diese Mängel zu beheben und unter dem Athleten eine Winner-Mentalität zu erzeugen. Der Höhepunkt war der Gewinn der Olympia-Goldmedaille im Super-G 1988 in Calgary durch Frank Piccard. Zu den Erfolgsfaktoren gehörten unter anderem auch ein Magnetopath sowie die Derbyflex-Platte, welche Jan in das Team brachte. 

Nach diesem Erfolg wechselte Jan Tischhauser dann in die Schweiz, wo auch "unsere" Brigitte Oertlli zu seinen Athletinnen gehörte, und und später zur FIS.

Beat Berger, Aktuar