Monatstreff September 2020 - Grillplausch in der Huebschür und Spitzensport in der Armee
Auf Einladung unseres Clubmitglieds Erich Schärer trafen wir uns in der Huebeschür ob Herrliberg zum traditionellen Grillplausch. Herzlichen Dank an Erich sowie an seinen Bruder Peter, der zusammen mit Peter Bamert wiederum vorzügliche Arbeit als Grillmeister verrichtete.
Als Referenten dürfen wir Hannes Wiedmer begrüssen. Er ist äusserst engagierter Kommandant des Kompetenzzentrums der Armee und gleichzeitig der Spitzensport Rekrutenschule. Insgesamt umfasst das Kompetenzzentrum ca. 30 Personen, davon sind 18 Zeitsoldaten.
Die wichtige Rolle des Sports in der Armee
Zunächst führt Hannes Wiedmer aus, dass Sport in der Armee eine grosse Rolle spielt. Einerseits stellt die Physis der Soldaten das eigentliche Kapital der Armee dar. Andererseits wird die Armee in der Gesellschaft über den Sport positiv wahrgenommen. Das Kompetenzzentrum Sport der Armee wird deshalb vor allem mit der Spitzensport Rekrutenschule in Verbindung gebracht. Allerdings macht diese Aufgabe nur etwa 25% der Arbeit von Hannes Wiedmer aus. Daneben fallen vielfältige koordinative Aufgaben in Politik und Verbänden an, wie zum Beispiel die Sportausbildung in der Armee, die Ausbildung und Leistungsförderung der Berufsmilitärs, die Mitgliedschaft der Schweiz im CISM und Spitzensport. Wichtigster Partner ist Bundesamt für Sport BASPO.
Sodann erläutert Hannes Wiedmer interessante Fakten zur Sportausbildung in der Armee. So sind Soldaten heute weniger robust als früher, da im Beruf in der Regel weniger körperliche Arbeit anfällt. Gleichzeitig ist in den letzten Jahren jedoch das Gewicht der persönlichen Ausrüstung von 30 kg auf 55 kg gestiegen. Das Hauptziel der Sportausbildung besteht deshalb darin, die Soldaten zu befähigen, den Militärdienst ohne körperliche Beeinträchtigung zu bewältigen können. Insgesamt sind dazu 4 Stunden pro Woche vorgesehen.
Weiter geht er auf die naturgemäss enge Beziehung zum CISM (International Military Sports Council) ein. Unter dem Motto „Freundschaft durch Sport“ sind hier Sportlerinnen und Sportler aus 34 Sportarten und 140 Ländern miteinander verbunden. Nach der FIFA und dem IOC ist es der drittgrösste Sportverband der Welt. Hannes Wiedmer berichtet von den Militärweltspielen 2019 in Wuhan (ja, dieses Wuhan) mit rund 10'000 Athletinnen und Athleten aus 109 Nationen, Die Schweiz war mit einer 129 Personen umfassenden Delegation vertreten, die mehrere Medaillen gewinnen konnten.
Spitzensportförderung in der Armee - Idee, Geschichte und Ausblick
Abschliessend geht Hannes Wiedmer die Spitzensportförderung in der Armee ein. Grundsätzlich kann zwischen drei Stufen unterschieden werden: Erstens Sportler, die als «normale» Rekruten Dienst leisten. Hier steht die Ausbildung zum Soldat im Vordergrund. Zweitens Sportler, die als «qualifizierte Athleten» gelten. Sie erhalten in allen Rekrutenschulen 16 Stunden pro Woche Zeit für Training, damit sie ihre Leistung erhalten können. Und drittens die Spitzensportler als «Berufssportler». Bei ihnen soll eine Leistungssteigerung erzielt werden. Die im Hinblick auf mögliche Olympiateilnahmen. Die Anfänge dieser Form der Förderung gehen auf das Jahr 1998 zurück, damals noch in der Hoffnung auf Olympische Winterspiele 2006 im Wallis. Weitere Meilensteine waren: 1999 1. Rekrutenschule als «Sportlehrgang»; 2004: 1. Spitzensport Rekrutenschule; 2006: 1. Frau in der Spitzensport Rekrutenschule. Eine Spitzensportrekrutenschule startet zweimal jährlich (ausgerichtet auf die Saisonplanung) und kann pro Durchführung jeweils 35 Sportlerinnen oder Sportler aufnehmen. Zwischen 2019 und 2023 ist diese Zahl jedoch verdoppelt worden (2x70). Neben der militärischen Grundausbildung und viel Spezialausbildung (Training in der Stammsportart) werden die Teilnehmenden auch zu Militärsportleiter*innen ausgebildet und können so auch nach der Rekrutenschule Einsätze leisten. Ausbildung wird auch in Querschnittsthemen wie Medienschulung, Massage, Mentales Training, Social Media, Ernährung, Sponsoring, Karriereplanung Anti Doping, Struktur des Spitzensports in der Schweiz oder Sprachausbildung angeboten. Künftig soll die Spitzensport Rekrutenschule auch Behindertensportler*innen offen stehen. Für Sportlerinnen und Sportler mit Olympiaambitionen besteht zudem die Möglichkeit einer Anstellung als «Zeitmilitär». Mit dem Lohn entsprechend einer 50%-Anstellung über 4 Jahre hinweg (Olympiazyklus) bildet dies das wirksamste Gefäss der Spitzensportförderung in der Armee. Neben etwas finanzieller Sicherheit stehen diesen Athlet*innen auch die Dienstleistungen der Kompetenzzentren in Andermatt und Tenero zur Verfügung.
Zusammenfassend hält Hannes Wiedmer fest, dass die Armee in Sachen Spitzensportförderung zwar einiges leisten kann, der Gesamterfolg jedoch nur durch die gute Zusammenarbeit mit Partnern, sprich Sportverbänden, erreicht werden kann.